Am 24. und 25. Januar waren FSJ’ler des Weitwinkel e.V. zu Gast beim MeKo#mobil in Zwickau, um sich intensiv mit dem Thema digitale Fotografie und Wirkung von Bildern zu beschäftigen.
Fotos sind in der heutigen (digitalen) Welt allgegenwärtig: Jeden Tag werden Millionen von Fotos v.a. mit dem Smartphone gemacht und im Internet mit anderen geteilt. Denn auch Fotografieren ist heute so einfach wie nie zuvor: Es braucht nur ein Antippen des Motivs in der Handykamera und der eingebaute Automatik-Modus kümmert sich von selbst um Belichtungs-, Schärfe- oder Farbeinstellungen. Diese intuitive und schnelle Bedienung verleitet dazu, wenig darüber nachzudenken, wie das Bild aktiv gestaltet werden kann. Fragen, die sich ein Fotografierender eigentlich vor jedem Auslösen stellen sollte wie z.B.: Welchen Bildausschnitt wähle ich? Wie nah gehe ich an mein Motiv heran? Aus welcher Perspektive erziele ich die beste Wirkung? können dabei schnell untergehen.
In diesem zweitägigen Workshop ging es daher darum, sich bewusster mit der Wirkung von Bildern auseinanderzusetzen und Fotos als individuelles Ausdrucksmittel gekonnt einzusetzen. „Raus aus dem Automatik-Modus“ hieß das Motto im praktischen, ersten Teil des Workshops. Die Teilnehmenden lernten, selbst einfache Motive gekonnt mit einer digitalen Spiegelreflex-Kamera ins Szene setzen. Dafür wurden unter anderem die Grundlagen der Bildgestaltung (Einstellungsgröße, Perspektive, Bildaufbau) erläutert und die drei elementaren Kamerawerte (ISO, Verschlusszeit und Blende) zur manuellen Belichtung erklärt. Je nachdem welche Licht- oder Bewegungssituation fotografisch festgehalten werden soll, braucht es andere Kameraeinstellungen: bzw. eine kurze Belichtungszeit für einen schnellen Fahrradfahrer, eine offene Blende für eine geringe Tiefenschärfe oder ein höherer ISO bei Dunkelheit etc. Dieses Fotografen-Handwerk zu verinnerlichen, braucht viel Zeit und Übung. Daher wurde jede/r Workshop-Teilnehmende selbst aktiv und wendete das Gelernte in verschiedenen fotografischen Praxisübungen (z.B. Lightpainting) an. Abschließend wurden die Foto-Ergebnisse gemeinsam ausgewertet und auf Einhaltung der Bildgestaltungstipps beurteilt.
Im zweiten Teil des Workshops ging es darum diese zielgerichtete Wahl von Bildgestaltungselementen und manuellen Kameraeinstellungen ebenso wie nachträgliche Bildbearbeitungen als vielfältige Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten zu verstehen. So schauten wir uns an, wie Bilder mittels Inszenierung, Retusche, Manipulation oder Dekontextualisierung nicht nur in der Werbeindustrie oder zur Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken genutzt werden, sondern auch zur Verbreitung von Desinformation, Hetze und Meinungsmache. An vielen Beispielen diskutierten die Teilnehmenden über die Macht der Bilder bzw. ihren starken Einfluss auf gesellschaftliche Schönheitsideale oder auf die Glaubwürdigkeit von Nachrichten. Neben der großen Gefahr zu manipulieren, bieten Fotos auch die Chance FakeNews zu entlarven. Ein gekonnter Bildercheck z.B. mit einer Bilderrückwärtssuche kann ein effektives Mittel gegen FakeNews zu entlarven. Workshop-Leiterin Annika Schulz ließ die Teilnehmenden diese direkt praktisch ausprobieren und stellte noch weitere Methoden zur Glaubwürdigkeitsprüfung von Medieninhalten vor. Außerdem sprachen wir über Urheberrechte, Persönlichkeitsrechte und Creative Commons-Lizenzen. Abgerundet wurde der Workshop mit einer eigenen Bildmanipulation mittels Tablet und Bildbearbeitungs-App, bei der sich die Teilnehmenden in einen anderen Hintergrund reinretuschierten oder Bildaussagen vorhandener Fotos veränderten.
Insgesamt waren es zwei intensive Tage, an denen die FSJ’ler viel über die manuelle Bedienung der Kamera, den Einfluss des Fotografierenden auf das Bildergebnis und über die Macht von Fotos in der Gesellschaft gelernt haben.